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1. Theil 3 - S. 358

1880 - Stuttgart : Heitz
358 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Zeichen des nahen Todes. Um 9 Uhr Abends trat ein fortdauernder Husten mit starkem Röcheln ein, der das Athemholen immer mehr erschwerte, und am 17. August Morgens um 2 Uhr 20 Minuten stand die Maschine des außerordentlichen Geistes still. Sein Leben hatte über 74, seine Regierung über 46 Jahre gewährt. Sein Körper liegt in der Garnisonkirche zu Potsdam in demselben Gewölbe unter der Kanzel, wo auch sein Vater beigesetzt ist. Friedrichs Unterthanen betrauerten ihn wie einen Vater, und selbst die, welche im Leben seine Feinde gewesen waren, empfingen die Nachricht von seinem Tode mit Rührung. So der alte Fürst Kaunitz, der berühmte Minister der Maria Theresia: „Wann wird, sprach er, „ein solcher König das Diadem wieder zieren?" Da Friedrich keine Kinder hinterließ, so folgte seines ältesten verstorbenen Bruders Sohn, Friedrich Wilhelm Ii., auf welchen wieder (1797) Friedrich Wilhelm Iii. gefolgt ist. 111. Entstehung des nordamerikanischen Freistaats. Zu der Zeit, wo Cortez Mexico eroberte und Pizarro Peru einnahm, war der Theil von Nordamerika, der nun der Freistaat heißt, wo jetzt Hunderte von blühenden Städten liegen, und an 40 Millionen Menschen wohnen, noch ganz unbekannt und nur von Wilden bewohnt. Erst unter der Königin Elisabeth von England gründete (1585) der berühmte Seefahrer Walter Raleigh (sprich Reli) die erste Niederlassung auf jener Küste und nannte die Gegend Virginien. Aber die ersten Anbauer wurden theils ein Opfer der Beschwerden, theils von -den Wilden erschlagen, und der kleine Ueberrest ließ sich von Francis Drake wieder nach England übersetzen. Doch unternahmen einzelne Schiffe neue Reisen nach Nordamerika und trieben einen äußerst einträglichen Pelzhandel mit den Eingeborenen, während die Franzosen aus demselben Grunde nach Canada segelten und dort Niederlassungen gründeten. Aber die Ungewohnheit des Klimas und verheerende Seuchen rafften die meisten englischen Colonisten immer wieder weg, und zuletzt schickte man Diebe und Straßenräuber hin, die man in England nicht zum Tode verurtheilen wollte, wodurch die Sitten der Colonisten natürlich vergiftet wurden. Zu jener Zeit aber bildete sich in England die Religionsgemeinschaft, welche noch jetzt dort die herrschende ist, die Hochkirche. Sie hatte viele Gebräuche des katholischen Gottesdienstes

2. Theil 3 - S. 162

1880 - Stuttgart : Heitz
162 Neue Geschichte. 1. Periode. Niederlande. noch ein alter Großoheim da, Cardinal Heinrich, der den Thron bestieg; da er aber schon 1580 starb, so verdrängte Philipp Ii. die übrigen Verwandten und erklärte, daß er als Sohn einer portugiesischen Prinzessin das nächste Recht habe. Nun wollten ihn zwar die Portugiesen nicht haben, und wer hätte den Tyrannen auch wohl haben wollen? Aber danach fragte er nichts. Er schrieb an sie: „Die Macht der Könige kommt von Gott; ihre Würde verstattet nicht, sich der Beurtheilung der Unterthanen zu unterwerfen. Die Rechtmäßigkeit der Fürsten hängt nicht von der Meinung des Volks ab. Meine Ansprüche auf den portugiesischen Thron habt ihr nicht erst zu untersuchen. Als Rebellen werde ich diejenigen behandeln, die sich meiner Macht widersetzen werden." Er schickte seinen Alba mit einem Heere hin und dieser unterdrückte bald die Widersprüche der Einwohner. 60 Jahre (bis 1640) lang blieben die Spanier Herren der Portugiesen, und während dieser Zeit verfiel der sonst so blühende Seehandel fast ganz; die meisten und schönsten ihrer Colonien gingen verloren. Das geschah 1580. Acht Jahre später rüstete Philipp die Armada gegen England aus, deren Schicksal bereits erzählt worden ist. In den letzten Jahren seiner Regierung war sein sonst so blühendes Reich so herabgekommen, daß er überall im Auslande Geldsummen schuldig war und nicht einmal die Interessen aufbringen konnte. Er, der Besitzer der reichen Gold- und Silberbergwerke von Peru und Mexiko, mußte Geistliche im Lande umherschicken, um eine Beisteuer sür ihn zu sammeln. Oft hatte er nicht so viel, daß er seine Bedienten kleiden und bezahlen konnte. Die meisten Summen hatte der niederländische Krieg verschlungen, viel auch der Bau des prächtigen Klosters Escorial gekostet, welches er mit verschwenderischer Pracht. aufbauen ließ. Da liegt er begraben. Er starb 1598. Philipp hatte eine schöne Gestalt; sein Blick war stolz und drohend. Selbst muthige Männer nahten sich ihm bebend; niemand wagte dem Furchtbaren zu widersprechen. Wie die Vorsehnng auch das Böse zum Guten lenkt, wer könnte das bei Philipps Geschichte verkennen? Hätte ein weniger harter, despotischer, grausamer König damals auf Spaniens Thron gesessen, so würden die Niederländer sicherlich nicht ihre Freiheit errungen haben. Eben so beförderte auch die Widersetzlichkeit seines Charakters den Fortgang der Reformation. Bei Gelegenheit der Niederländer mag hier noch ein schöner Zug der weiblichen Treue stehen. Nachdem die Niederländer sich

3. Theil 4 - S. 117

1880 - Stuttgart : Heitz
Napoleons Verbannung. Zweiter Pariser Frieden. 117 um ihn für Europa unschädlich zu machen, nach der einsamen Insel St. Helena im großen Weltmeere gebracht und dort als Staatsgefangener streng bewacht wurde. Am 18. October, zwei Jahre nach der Schlacht bei Leipzig, kam er dort an. Nur wenige treue Anhänger, besonders die Generale Bertrand und Montholon und Las Casas theilten seine Gefangenschaft, welche durch die Strenge des englischen Commandanten Hudson Lowe erschwert wurde. Nach sechs peinlichen Jahren, in welchen er seine Memoiren und manche interessante Schrift dictirte, starb er am 5. Mai 1821. In der Nähe einer von zwei Weiden beschatteten Quelle in einem kleinen Thale, wohin er fast täglich gegangen war, hatte er sich seine Grabstätte selbst gewählt. Dort wurde er bestattet. Wie die Vorsehung ihn hoch erhoben hatte, weil er mit seinen gewaltigen Gaben ein wichtiges Werkzeug in ihren Händen, gleichsam eine Zuchtruthe für die Völker war, so wurde er auch wieder tief ge-demüthigt, weil er in gottlosem Uebermuth die Quelle seiner Größe nur in sich selbst gesucht, und kein höheres Gesetz anerkannt hatte, als seine sündliche Willkür. Ein warnendes Beispiel für alle Zeiten. Die Verbündeten marschirten eilig auf Paris und ließen sich durch die Nachricht von Napoleons Abdankung nicht aufhalten. Eben so wenig wurden sie durch den ohnmächtigen Widerstand Davousts, Grouchy's und Vandamme's gehindert, sondern am 7. Juli rückten sie in Paris ein. Die leichtsinnige Hauptstadt wurde jetzt strenger behandelt als bei der ersten Besetzung. Im zweiten Pariser Frieden (20. November 1815) wurde Frankreich auf die Grenzen von 1790 zurückgeführt, das ganze Land blieb eine Reihe von Jahren mit fremden Truppen belastet, indem in 17 Festungen 150,000 Mann unterhalten werden mußten. Außerdem wurde dem Volk die Zahlung von 700 Millionen Francs Kriegsentschädigung auferlegt und die Herausgabe aller eroberten Kunstschätze gefordert. Vergeblich wünschte Preußen, daß jetzt endlich auch die alten deutschen Provinzen Lothringen und Elsaß den Franzosen entrissen würden; diese Forderung scheiterte an dem Widerspruch Englands und Rußlands. Unter dem Schutz der verbündeten Mächte war auch Ludwig Xviii. von Gent nach Paris zurückgekehrt, und begann den Neubeginn seiner Herrschaft mit einer Reihe strenger Maßregeln gegen die Anhänger der gestürzten Herrschaft. Zum Theil wurden sie ihrer Aemter entsetzt, zum Theil verbannt, einige sogar zum

4. Theil 4 - S. 286

1880 - Stuttgart : Heitz
286 Neueste Geschichte. 3. Periode. Welt, abwenden, um Amerika — „die neue Welt" in den Kreis unserer Betrachtung zu ziehen, verweilen wir noch einen Augenblick bei den Bemühungen, den Verkehrsweg zwischen Europa und dem südlichen wie dem östlichen Asien abzukürzen. Bis dahin bedurfte man zur Vollendung einer Reise von England nach Indien um das Cap der guten Hoffnung ein halbes Jahr und darüber. Verkürzt wurde der Weg durch den sogenannten Ueber landweg (Lieutenant Waghorn im Jahre 1824); doch kam diese Verkürzung nicht dem Waarenverkehr, sondern nur der Postverbindung mit Indien zu statten. Förderlicher für das Allgemeine war die von Kairo nach Suez gebaute Eisenbahn, welche 1858 vollendet wurde. Die Aussicht auf einen wirklichen Handelsweg zwischen Europa und Asien in so verkürzter Linie eröffnete sich erst durch das Project eines Suezkanals. Die Anregung ging von dem französischen General-Consnl, Ferdinand von Lesseps, aus. Es bildete sich 1856 eine Aktiengesellschaft zur Ausführung des Unternehmens; der Vicekönig von Aegypten, Said Pascha, förderte dasselbe aufs eifrigste. Im April 1859 wurde der Anfang gemacht. Aber es stellten sich viele und große Hindernisse entgegen. England hegte das Mißtrauen, daß der Suezkanal der britischen Herrschaft in Ostindien gefährlich werden könne. Es erhob darum allerlei Schwierigkeiten, es stellte das Project einer Euphrat-Eisenbahn aus; aber vergebens. Die Arbeiten am Suezkanal nahmen mit unablässiger Energie ihren Fortgang. 148. Die Entwickelung der politischen und Cultnrverhältnisse Amerikas. Amerika hatte, nach der Losreißnng der Vereinigten Staaten Nordamerikas von England und der Abwälzung des spanischen Jochs in Mittel- und Südamerika, nur drei geordnete und befestigte Staatswesen, Canada, die Vereinigten Staaten und Brasilien; in den Republiken Mittel-Amerikas und Südamerikas fehlte bisher den öffentlichen Zuständen jede dauernde Sicherheit; Bürgerkriege und Anarchie gehörten noch immer zu den gewöhnlichen Erscheinungen. Vor allem sesselt die grandiose Entwickelung Nordamerikas das Interesse eines jeden, und zwar um so mehr, als in Folge der zahlreichen Auswanderung, welche ihren Zug dorthin ninrmt, die Wechselbeziehungen zwischen Europa und Amerika eben so innig als vielartig geworden sind.

5. Theil 4 - S. 287

1880 - Stuttgart : Heitz
Goldminen in Californien und Australien. 287 Diesen ungeheuern Aufschwung hat die Auswanderung hauptsächlich seit der Entdeckung der Goldminen in Calisornieu genommen. Die erste Entdeckung erfolgte 1848 auf den Ländereien eines Capitäu Sutter. James W. Marshall, welcher am Amerikan Fork, einem Nebenflüsse des Sacramento, für den Capitän Sutter eine Sägemühle erbauen sollte, fand beim Graben eines Mühlkanals die ersten Stücke Gold. Bald wurde solches auch an andern Orten gefunden *) und die Nachricht verbreitete sich mit Blitzesschnelle durch das Land. Die Bevölkerung Californiens war plötzlich ganz umgewandelt —: Soldaten, Doctoren, Geistliche, Landbauer, Handwerker, Kaufleute, Advokaten, Matrosen — alle eilten nach dem Goldlande, jeder suchte dem andern zuvorzukommen und in möglichst kurzer Zeit viel Gold zu graben. Ganze Districte wurden fast von aller männlichen Bevölkerung verlassen, die reichen Ernten verdarben oder wurden vom Vieh abgeweidet; denn niemand hatte Zeit, sich um sie zu bekümmern. Bald verbreitete sich die Kunde von den gefundenen Schätzen in alle Welt, und hatte die Wirkung, daß die Abenteurer aller Nationen und aller Welttheile dort zusammenströmten, in der Hoffnung, mit wenig Mühe Tonnen Goldes zu gewinnen. Die Einwanderer kamen in solchen Strömen herbei, daß die Bevölkerung Californiens, welche im I. 1848 kaum 20,000 Seelen betrug, sich im Anfang des Jahres 1850 schon auf 100,000 Menschen belief, und auch diese Zahl binnen ein paar Jahren verdoppelt sah. Indeß wurden die ausschweifenden Hoffnungen der Goldsucher bei weitem nicht erfüllt; mindestens erwies sich die vermeinte Leichtigkeit des Erwerbs bald genug als eine Chimäre. Allerdings ist die jährliche Goldausbeute ungeheuer, so daß man, zumal auch in Australien fast noch ergiebigere Goldlager entdeckt wurdet,**) eine Zeit lang fürchtete, *) Die Goldregion umfaßt das Thal Sacramento und die in dasselbe mündenden Nebenthäler, sowie den untern Theil des San Joaquim-Flußthales. Nach amtlichen Berichten ist das Goldland 160 Meilen lang und 20 Meilen Breit. Das Gold fand sich theils als Staub, theils in pfundschweren Klumpen; ja es sollen sogar L-tücke von 15—24 Pfund gefunden worden sein; je weiter man zur Sierra Nevada vordrang, um so mehr nahm der Goldreichthum zu. **) Die erste Entdeckung geschah im Sidney - District im Mai 1851, wo namentlich ein Goldklumpen, der aus dem Boden an der Spitze eines Quarzselsens hervorragte und 106 Pfund wog, gefunden ward. Im August desselben Jahres wurde auch Gold in Victoria gefunden. _ Das Gold wird hier wie in Californien gewaschen. Die Art und Weise ist folgende: ein Mann füllt den Trichter oder viereckigen Kasten oben, welcher

6. Theil 4 - S. 289

1880 - Stuttgart : Heitz
Kanalisirungs- und Eisenbahnprojekte in Centralamerika. 289 1848 an Nordamerika abtrat, nicht den Aufschwung und die unberechenbare Bedeutung gewinnen können, hätte nicht die Habsucht ihm so rasch die Hunderttausende von goldgierigen Menschen zugeführt, welche mit ihren Culturbedürfnissen doch die Civilisation in ihrem Gefolge hatten. Es gehört ein hartes und verzweifeltes Geschlecht dazu, um ein im ganzen steriles Land zu colouisiren und den Boden für den Samen der Cultur vorzubereiten und es mußte ein so starker Antrieb, als er in der Gier nach dem glänzenden Golde liegt, vorhanden sein, damit diese „Goldgräber" einer ungeheuern Entfernung und den Beschwerden und Gefahren einer langen Reise trotzten. Die Geschichte führt eben gar oft auf seltsamen Bahnen das menschliche Geschlecht vorwärts, und was dem Kurzsichtigen als ein Hereinbrechen der Barbarei erscheint, ist nur eine rasche Befruchtung des Bodens, aus welchem die Pflanze der Civilisation emporschießt. Von diesem Gesichtspunkt aus ist auch die Vergrößerung des nordamerikanischen Staats aufzufassen; er erfüllt damit nur eine weltgeschichtliche, eine civilisatorische Mission. Während die übrigen Freistaaten Amerika's der Schauplatz sich wiederholender Revolutionen und bürgerlicher Kämpfe, oder erbitterter Kriege gegen einander sind; während die Bevölkerung immer mehr degenerirt und in Faulheit, Unwissenheit und Nichtsnutzigkeit versunken, auf dem gesegnetsten Boden der Erde immer mehr verarmt, bringt der Nordamerikaner, wohin er vordringt, Gewerbfleiß, Kenntnisse, Ordnung der staatlichen Verhältnisse und den Segen bürgerlicher und individueller Freiheit. Man kann daher die Vergrößerung des nordamerikanischen Freistaats nicht als ein Uebel bezeichnen; die fremden Länder werden nicht in Besitz genommen aus Ehrgeiz, nicht um sie auszubeuten, sondern um sie der Cultur zu eröffnen. So war es auch eine Folge des Besitzes von Calisornien, daß Nordamerika eine Verkürzung des Weges dahin und die Herstellung einer leichteren Verbindung suchen mußte. Das Bedürfniß von Land- oder Wasserstraßen zwischen dem atlantischen und dem stillen Ocean war ein allgemeines, und es tauchten mehrere Projecte auf, im Gebiete von Mittelarnerika (Isthmus von Tehuantepec, Nicaraguasee, Landenge von Panama u. a.) eine solche Verbindung durch einen Kanal oder eine Eisenbahn zu ermöglichen. Aber diese Projecte scheiterten oder blieben liegen, theils wegen der Schwierigkeiten der Ausführung, theils wohl auch durch die Ueberzeugung, daß ein Verbindungsweg zwischen den Oceanen nur im Schutze eines durch Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 19

7. Theil 4 - S. 294

1880 - Stuttgart : Heitz
294 Neueste Geschichte. 3. Periode. übernahm die Dictatur und verfuhr schonungslos gegen die überwundene Partei. Der spanische Gesandte wurde aus dem Lande getrieben, weil er es mit den Clericalen gehalten hatte; harte Maßregeln trafen die Geistlichkeit. Dabei wurden auch Collisionen mit dem Auslande nicht vermieden; französische und englische Kaufleute, welche sich in Mexico aufhielten, hatten Schädigungen ihres Eigenthums und gewaltthätige Eingriffe in ihre Rechte zu erleiden. So kam es, daß Spanien, Frankreich und England Genugthuung oder Entschädigung zu verlangen hatten, und es schlossen diese drei Mächte im October 1861 einen Vertrag, in welchem sie übereinkamen, eine Expedition nach Mexico auszurüsten und gemeinsam die Gewährung ihrer Forderungen zu erzwingen. Zu dieser Zeit waren mexikanische Ausgewanderte von der damals zurückgedrängten Partei an europäischen Fürstenhöfen thätig, ein Unternehmen gegen Juarez und seine Regierung zu Stande zu bringen. Diese Männer eröffneten die Aussicht, daß es möglich sein würde, die Monarchie in Mexico zu begründen. Kaiser Napoleon Iii., bei welchem der mexicanische General Almonte für diese Idee wirkte, hatte vielleicht bei seiner Theilnahme an der Expedition gegen Mexico selbst schon einen solchen Gedanken gehegt. Die Spanier eröffneten diese Unternehmung mit der Besetzung von Veracruz; einige Wochen darauf folgten Franzosen und Engländer nach. Juarez hatte das Land, welches um den Stützpunct der Feinde lag, verwüsten und unwegsam machen lassen; er rechnete auf die Schwierigkeiten des Klimas, auf die Uneinigkeit der Verbündeten und auf den Beistand der nordamerikanischen Union, von welcher er anerkannt war. Und in der That schien er richtig gerechnet zu haben. Die Streitkräfte der Verbündeten erwiesen sich für ein energisches Erreichen des Zieles zu schwach, die Expedition fing an zu stocken. Die mexicanische Regierung begann Unterhandlungen mit Spanien, und als nun die andern Mächte sich auch daran betheiligten, Frankreich nun aber seinen Plan einer Umgestaltung der Regierungsform in Mexico enthüllte, da traten England und Spanien von weiterer Theilnahme an der Expedition zurück. Napoleon Iii. hatte nun freie Hand gegen Mexico. Ihn leitete bei diesem gewagten, ja abenteuerlichen Unternehmen das Verlangen nach dem für die französischen Waffen zu erhoffenden Ruhme, wohl auch der aus näherer Handelsverbindung mit dem erzeugnißreichen Lande zu erwartende Gewinn. Die nordamerikanische Union erschien

8. Theil 4 - S. 296

1880 - Stuttgart : Heitz
296 Neueste Geschichte. 3. Periode. reit, dem Rufe zu folgen, aber er forderte vor seinem endgültigen Entschlüsse die Abstimmung des mexikanischen Volkes. Sie wurde ins Werk gesetzt, und der Erzherzog begab sich, als seine Erwählung unzweifelhaft wurde, nach Paris, um das Nothwendige mit Napoleon Iii., dem Urheber und Schutzherrn des ganzen Unternehmens, zu verabreden. Am 10. April 1864 übergaben die mexikanischen Abgeordneten dem neuerwählten Kaiser die Sanction des Beschlusses der Notabeln durch das Volk; er nahm als Maximilian I. die ihm dargebotene Würde an und verließ vier Tage darauf mit seiner Gemahlin das friedliche Glück von Miramar, um am Bord der östreichischen Fregatte Novara in sein Reich abzusegeln. Zunächst begab sich das Kaiserpaar nach Rom, den Segen des Papstes zu empfangen; am 29. Mai erreichten sie Veracruz. Wenn in dem Gemüthe des Kaisers und der Kaiserin noch ein Zagen verborgen gewesen wäre, es hätte in der Begeisterung, mit welcher sie empfangen wurden, verschwinden müssen. Der Weg nach der Hauptstadt wurde zum Schauplatze eines sich fortsetzenden Volksfestes; auch die indianische Bevölkerung drängte sich zahlreich herbei. Die Hauptstadt selbst empfing die Einziehenden, am 12. Juni, mit einem hier noch nie gesehenen Enthusiasmus. Juarez hatte sich nach San Luis Potosi begeben, wurde aber weiter nach Norden in die Grenzprovinz Chihuahua gedrängt, und es schien, als wäre es mit seiner Sache vorbei. Doch verlor er die Zuversicht nicht, daß seine Zeit noch einmal wieder kommen werde; er hatte immer einige Truppen und eine Art von Regierung um sich; von den Vereinigten Staaten Nordamerikas blieb er anerkannt und wurde von ihnen im geheimen auch mit Geld und' Waffen unterstützt. Der Kaiser hatte kurze Zeit nach seiner Ankunft in der Hauptstadt eine Rundreise durch die Provinzen seines Reiches unternommen; bedeutende, einflußreiche Männer, selbst bisherige republikanische Führer schlossen sich ihm an. Mit Eifer widmete er sich den Regierungsangelegenheiten, er arbeitete unermüdlich an der Einführung heilsamer Reformen, besonders an der Verbesserung des öffentlichen Unterrichts. Aber dies waren alles weitausfehende Dinge; nahe und unerbittlich drängten die Forderungen der Finanzordnung des Reiches und der Organisation des Heerwesens. Und doch war Maximilian kein Soldat; weder Neigung noch Temperament zogen ihn dazu. Die Truppen sahen ihn selten. Er liebte es, in mexikanischer Volkstracht die herrliche Tropengegend um Mexico

9. Theil 4 - S. 399

1880 - Stuttgart : Heitz
1866 bis 1870. Die Pacific-Eisenbahn. 399 von Oestreich kam und besuchte die heiligen Stätten. Am 16. November waren alle Gäste in Port Said, der am Mittelmeer gelegenen Einfahrt in den Kanal, versammelt; auch der alte Emir Abdel Kader war erschienen. Die Ceremonie der Einsegnung wurde durch den katholischen Bischof von Alexandria in französischer und arabischer Sprache vollzogen, dann setzte sich der Festzug der Schiffe nach Süden hm in Bewegung, voran der Vicekönig, der alles gethan hatte, um durch die Pracht und Anmuth der festlichen Veranstaltungen den Glanz dieser Eröffnungsfeier zu erhöhen. In Jsmailia, der Mittelstation der Kanalstrecke, fand ein großes Ballfest statt; am dritten Tage gelangte man nach Suez. Bald aber nach der Vollendung dieser Festlichkeiten entstand eine Differenz zwischen dem Sultan und dem Khedive, indem der erstere gegen das Gelüste einer neuen Pharaonenherrschast entschieden auftrat und die erneute Anerkennung seiner Oberherrlichkeit forderte. Ismail Pascha mußte sich entschließen nachzugeben und reiste im Januar 1870 selbst nach Constantinopel, um alle Streitigkeiten beizulegen. Im Jahre 1869 war noch ein andres großartiges Unter- nehmen für die Verbindung entlegener Erdgebiete vollendet worden, die Pacific-Eisenbahn zwischen der atlantischen Westküste und der Oftküste des stillen (friedlichen, pacific) Oceans. 1862 war der Plan zu diesem Schienenwege in der Weise festgestellt worden, daß die Ausführung von zwei Gesellschaften übernommen und von beiden Endpuncten aus begonnen werden sollte. Die Eentral-Pacific-Compagnie fing 1863 von Sacramento in Californien an östlich zu bauen. Ihre Linie überstieg die Sierra Nevada in einer Höhe von 7300 Fuß; das Durcharbeiten der Tunnels durch die Granitfelsen kostete viel Zeit und Mühe. Die größte Zahl der Arbeiter waren Chinesen. Zwei Jahre später begann die Union-Pacific - Compagnie ihre Arbeiten von Omaha am Missouri aus, im Staate Nebraska. Deutsche und Irländer waren es, die hier mit Axt, Schaufel und Hacke in die Wildniß vordrangen. Diese Bahn vollbrachte die Uebersteiguug des Felsengebirges in der Höhe von 8200 Fuß. Auf beiden Seiten waren unerhörte Schwierigkeiten zu überwinden. Es kostete die größten Anstrengungen und die muthigste Ausdauer, in dieser Urwildniß das zahlreiche Material herbei zu schaffen und fortzubringen, dem Mangel an Wasser und an Feuerungsmaterial für die Locomotiven zu begegnen, die Schneestürme des Winters auszuhalten und die nicht seltenen An-

10. Theil 4 - S. 477

1880 - Stuttgart : Heitz
Begebenheiten in den Jahren 1871 bis 1878. 477 Jahre 1878 in Paris veranstaltete Weltausstellung war eine der glänzendsten dieser großen Vereinigungen und zeigte das Wiederaufblühen Frankreichs. England ist durch die Nothwendigkeit, seine Macht in den außereuropäischen Besitzungen aufrecht zu halten und seinen Welthandel zu schützen, mehrmals in Krieg verwickelt worden. Holland hatte 1872 seine Besitzungen an der Goldküste in Ober-Guinea an England abgetreten, dieses dagegen sein Protectorat in Sumatra an die Holländer. An beiden Stellen entstanden Kämpfe gegen eingeborene Nachbarfürften. Holland mußte dem Sultan von Atchin auf Sumatra den Krieg erklären, um seine Oberhoheit und den Colonialbesitz von Atchin zu behaupten; England wurde 1873 von dem König der Aschanti auf der Goldküste angegriffen. General Wolseley drang 1874 energisch vor, besetzte und zerstörte die Hauptstadt der Aschanti und nöthigte den König zum Frieden. England hat darauf an Stelle des bisherigen Protectorates eine Goldküsten-Colonie gegründet. 1878 und 1879 hatte England in Südafrika einen beschwerlichen Krieg gegen die Zulnkaffern zu führen, der mit der Gefangennehmnng ihres Königs Eettewayo endigte. Weit wichtiger aber, als diese entfernten Kämpfe war die Stellung, welche England im russisch-türkischen Kriege einnahm. Die Regierung glaubte, daß die Türkei durch die Pläne Rußlands bedroht sei und sie war entschlossen, die Unabhängigkeit und Integrität des türkischen Reiches aufrecht zu erhalten. Alle von diesem Standpuncte aus geführten Verhandlungen ergaben einen bedrohlichen Gegensatz gegen Rußland; darum wurde während des Krieges eine englische Flotte in die türkischen Gewässer entsandt. Das finstere Wetter eines Kampfes zwischen England und Rußland zog sich immer näher zusammen, als am Ende des Krieges die russischen Heere auf Constanünopel vormarschirten und drohten, einen Theil der Truppen in Constanünopel einrücken zu lassen. Sofort segelte die englische Flotte in die Dardanellen ein und England erhob sich in so energischen .Kriegsrüstungen, daß selbst aus dem fernen Indien Truppen in das Mittelmeer herbeigerufen wurden. Rußland vermied den Zusammenstoß; es willigte nach längerem Zaudern endlich doch in den Berliner Frieden. England aber ließ sich trotz seiner Erklärungen von der unverletzbaren Integrität der Türkei nicht abhalten, einen ansehnlichen Preis für seine Bemühungen davon zu tragen. Es schloß im Juni 1878, noch vor dem Congreß, ein geheimes
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